Der Einsatz von Entspannungsmusik

Seichte, harmonische Klänge von Streichern, Wellenrauschen im Hintergrund, langsame und sich wiederholende Melodien – das assoziieren Viele mit Entspannungsmusik.

Was ist Entspannungsmusik?

Betrachten wir das Wort „Entspannungsmusik“, so fällt auf, dass der Begriff „Entspannung“ dieser Musik bereits eine Wirkung zuschreibt.

Musik kann aber ganz unterschiedlich wirken und vielfältige Emotionen hervorrufen. Sie kann wach machen und aufputschen, kann entspannen und schlaffördernd sein.

Auch das, was wir im Allgemeinen unter Entspannungsmusik verstehen, kann, je nach Kontext, ganz unterschiedlich ausgeprägte Wirkungen haben.

Wie äußert sich Entspannung?

Enstpannung ist ein körperlicher Zustand, der gekennzeichnet ist durch:

  • geringe Aktivierung und Erregung, vor allem, wenn zuvor Anspannung wahrgenommen wurde
  • emotionale und körperliche Beruhigung ( z.B. durch Verringerung der Atemfrequenz, geringen Muskeltonus, Abnahme der Herzfrequenz, verringerte Ausschüttung vom „Stresshormon“ Cortisol)
  • Erleben von emotionaler, geistiger und körperlicher Beruhigung und Gelöstheit ¹

Wie nehmen wir Musik wahr und was passiert im Körper beim Hören von Musik?

Es gibt zahlreiche Studien zur Wirkung von Musik. Die Ergebnisse sind so unterschiedlich, wie es verschiedene Untersuchungsmethoden, Auswertungsverfahren, untersuchte Gruppen usw. gibt.

Dabei gibt es viele Hinweise auf die Wirkung von Musik, wie z.B. Erhöhung des Immunglobulins A durch das Singen oder die Reduktion des „Stresshormons“ Cortisol. Auch lassen zahlreiche Daten schlussfolgern, dass konsonante Musik den Stresslevel reduziert und angstlösend wirkt.

Zusammenhang zwischen Musikverarbeitung und Verarbeitung von Emotionen

An der Musikverarbeitung sind praktisch alle Hirnregionen beteiligt. Auffällig ist, dass schon in den ersten Millisekunden der Musikwahrnehmung Informationen an Strukturen im Gehirn weitergegeben werden, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.²

Musik kann durch die Aktivierung des Belohungssystems eine angenehme Stimmung erzeugen, zudem gibt es Hinweise darauf, dass durch Musik die Ausschüttung des sogenannten „Bindungshormons“ Oxytocin angekurbelt wird.

Die Folgen können verbesserte Atmung, Herzfrequenz, verminderte Muskelspannung usw sein. Außerdem erinnern wir uns beim Hören von Musik an Gefühle, die mit früherem Musikerleben verbunden sind. Musik wirkt also zum Einen durch musikalische Parameter, wie Lautstärke, Harmonie, Tempo und zum Anderen löst sie Erinnerungen aus, die mit einem Wohlgefühl (der Entspannung) oder anderen Emotionen verbunden sind.²

Musikwahrnehmung beginnt schon im Mutterleib

 
Eine etwas ältere, aber sehr interessante Untersuchung zu dem Thema ist von 1988 (Studie von Hepper aus den USA, beschrieben in Spitzer: Musik im Kopf, S.135).³ Nachgewiesen wurde, dass ein Kind im Mutterleib durch das tägliche Hören der Titelmelodie einer Fernsehserie der Mutter gelernt hat, dass dies mit Entspannung verbunden war.
 
Die Mutter hatte sich nämlich während der Serie entspannt im Sessel zurückgelehnt, was wiederum beim Kind im Mutterleib zu mehr Bewegungsfreiheit geführt hat und so mit Entspannung assoziiert wurde.³
Interessant ist daran, dass die Titelmusik der Serie gar nicht die musikalischen Parameter enthielt, die wir mit „Entspannungsmusik“ assoziieren.
 
Das Erleben von Musik steht also immer im Zusammenhang mit dem aktuellen Kontext. In diesem Fall hat die Mutter das Hören der Titelmelodie der Serie mit Entspannung verbunden und dadurch beim nächsten Mal die Erinnerung daran wieder hervorgerufen, ebenso beim Kind.
 
Zum Thema Entspannung durch Musik sind die eigene Persönlichkeit und eigene Vorlieben von Bedeutung.
 
Was für den Einen entspannend wirkt, muss es für den Anderen noch lange nicht so sein.
Es gibt Menschen, die beim Tanzen zu schneller Musik entspannen, Andere haben eher einen Zugang zu ruhigeren Tönen.

Einig sind sich die Forschenden, dass Musik eine heilende Wirkung haben kann. Musik kann aus sich selbst heraus entspannend wirken, Emotionen hervorrufen und die Stimmung beeinflussen. Wer bereits entspannt ist, lässt sich durch Musik stärker beeinflussen, durch schnellere Musik aktivieren oder durch langsame Musik beruhigen. Wer stark angespannt ist, reagiert weniger stark auf die Musik.

So kann z.B. das Tempo der Musik eine wichtige Rolle spielen. Dem Tempo zwischen 60 und 80 bpm wird beispielsweise eine beruhigende Wirkung zugeschrieben. Ein langsamer Rhythmus sowie eine harmonische und sich wiederholende Melodieführung werden in der Literatur als besonders entspannungsförderlich beschrieben.

Zusammenfassung:

Musik lässt sich in vielerlei Hinsicht zur Entspannung einsetzen und das in allen Altersstufen.

Bestimmte musikalische Parameter gelten als besonders förderlich zur Entspannung, jedoch hat jeder Mensch eigene musikalische Vorlieben.

Dadurch, dass Musik Erinnerungen an Emotionen auslöst, die mit dieser Musik verbunden sind, kann Musik bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich wirken. Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, beim Einsatz von Musik zur Entspannung eine Vorauswahl von Musik mit entspannungsförderlichen Parametern zu treffen. Im zweiten Schritt sollten aber die Teilnehmenden selbst entscheiden, welche Musik sie bevorzugen. Auch Kinder haben schon musikalische Vorlieben und bestimmte Emotionen, die sie mit der Musik verbinden.

Gerade Kinder sprechen gut auf die Wirkung von Musik an. Musik lässt sich beispielsweise zur Entspannung vor dem Schlafengehen einsetzen, auch in Kombination mit Geschichten zur Entspannung.

 


Dieser Text wurde von mir mit Hilfe der unten genannten Quellen verfasst. Er erhält darüber hinaus meine persönliche Meinung. Aufgrund der Komplexität des Themas und der Menge an Forschungsarbeiten schneidet der Text das Thema leider nur an.

Quellen- und Literaturangaben:

¹ Vgl.: Spektrum der Wissenschaft. Online verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/entspannung/4161

² Vgl.: Stefan Koelsch: Toward a Neural Basis of Music Perception – A Review and Updated Model. Online verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3114071/

³Vgl.: Spitzer, Manfred 2002: Musik im Kopf, S.135. Online verfügbar unter: http://www.irwish.de/PDF/Spitzer/Spitzer-Musik_im_Kopf.pdf

Planet Wissen, Thema: Musiktherapie. Online verfügbar unter: https://www.planet-wissen.de/kultur/musik/macht_der_musik/pwiemusiktherapie100.html

Meine favorisierte Entspannungsmusik:

     
   *

Wasser Symphonien by Arno

 

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4 Kommentare

  1. Hallo, das ist ein guter Beitrag über Entspannungsmusik. Es wird aber nie erwähnt, auf welcher Basis die Musik gespielt wird. Es macht einen Unterschied, ob 440 Hz oder 432 Hz verwendet wird. 432 Hz ist runder und weicher. Ich mache/verwende dies nur noch in meinen Entspannungseinheiten.

  2. Danke für den Hinweis auf die 432 Hertz – Musik!
    Die Theorie, dass Musik mit auf 432 Herz gestimmtem Kammerton a´ eine besonders positive Wirkung hat, finde ich total interessant. Die heutige „Norm“ für die Kammerton-Frequenz von 440 Hz wurde ja erst 1939 erstellt, ältere Musik ist daher noch anders ausgerichtet.

    In wissenschaftlichen Publikationen habe ich leider keinen Nachweis gefunden, dass 432 Hz wesentlich besser auf den Körper wirkt als 440 Hz.
    Ich vermute aber, dass die 432 Hz- Stimmung von manchen Menschen als angenehmer und weicher empfunden wird, weil sie ein wenig tiefer ist und die höheren Stimmungen als lauter wahrgenommen werden.

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